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Auf erste Erleichterung folgte schnell tiefe Traurigkeit

Nach abgesagter Israelreise des Dekanats Entsetzen über Terroranschläge

Zu sehen ist eine israelische Flagge in Masada. Im Hintergrund ist Wasser und dahinter eine trockene Landschaft.

„Es gibt für mich keinen Grund, der solch einen menschenverachtenden Terroranschlag rechtfertigt“, bezieht Dekan Olliver Zobel klar Stellung.

„Auf der einen Seite haben wir mit der rechtzeitigen Absage unserer Reise wirklich Glück gehabt“, blickt Dekan Olliver Zobel auf das vergangene Wochenende zurück. Seit Monaten hatte sich eine Gruppe aus dem Dekanat unter der Leitung von Pfarrer Peter Fleckenstein und dem Dekan auf eine Fortbildungsreise nach Israel am 9. Oktober vorbereitet. Geplant war u. a. eine Wüstenwanderung nach Ein Avdat im Negev nur ca. 75 Kilometer vom Gaza-Streifen entfernt – der mittlerweile Sperrgebiet ist. Doch wenige Tage vor Reisebeginn wurde klar, dass die geplante Fortbildung nicht stattfinden konnte – nicht nur, weil das Auswärtige Amt eine Reisewarnung herausgegeben hatte, sondern auch, weil Touristengruppen in solch‘ einer gefährlichen Krise nichts zu suchen haben.

Doch die Erleichterung darüber, dass die Gruppe umsichtig entschieden und die Fahrt nicht angetreten hatte, wich schnell einer großen Traurigkeit. Weniger wegen der verpassten Reise, sondern viel mehr, weil das ungeheure Ausmaß an Leid, das den Menschen in Israel gerade widerfährt, deutlich wurde. „Es gibt für mich keinen Grund, der solch einen menschenverachtenden Terroranschlag rechtfertigt“, bezieht Dekan Olliver Zobel klar Stellung. „Wer wahllos Zivilisten erschießt und alte Menschen, Frauen und Kinder als Geiseln verschleppt, stellt sich auf die Stufe der Terrorgruppe Boko Haram, die in Afrika eine perfide Schreckensherrschaft etabliert hat. Aus diesem Grund hat Israel aus meiner Sicht jedes Recht, diesem menschenverachtenden Terroranschlag mit den notwendigen Mitteln zu begegnen.“

Um wenigstens etwas fern ihres Reisezieles zu tun, hat die Israel-Reisegruppe in der Dekanatsverwaltung eine provisorische Klagemauer initiiert. An ihr sollen alle Opfer beklagt werden, ob israelisch oder palästinensisch. Denn, so viel ist leider jetzt schon klar, es gab bereits und es wird noch viele zivile Opfer geben, die wenig für diesen konkreten Konflikt können. „Und so ist“, erklärt Pfarrer Zobel, „diese Klagemauer ein Aufruf zum Gebet für die Opfer, all die Menschen, die um Angehörige und Freunde/innen trauern und bangen.“ Um so entsetzter ist der Dekan, dass es auf deutschen Straßen Freudenkundgebungen anlässlich dieser Terrorakte und der zahlreichen israelischen Opfer gegeben hat. Für den Theologen gibt es keine Rechtfertigung für solch einen menschenverachtenden Terror, der schließlich auch von vielen palästinensischen Christinnen und Christen abgelehnt wird.

Doch nicht nur eine Klagemauer hat die Reisegruppe initiiert, sie sammelt auch Spenden für die eine palästinensische Organisation („Lifegate“) und eine israelische Bildungseinrichtung („Givat Haviva“), um ihre Solidarität mit den Menschen zu zeigen, die sich für den Frieden und das Wohl der Menschen in dieser Region einsetzen. Denn es bleibt die Hoffnung, dass die besonnen Kräfte in diesem Konflikt bald wieder die Oberhand gewinnen und wieder nach Lösungen der Probleme am Verhandlungstisch gesucht werden. Vielleicht ist es dann im Dekanat wieder möglich, im nächsten Jahr noch einmal eine Reise nach Israel und in die Westbank zu planen.


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