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Ankündigung Kirchensynode ab 27. April

Synode mit Zeitansage, Reformprozess und queerem Statement

Traditioneller Tagungsort der Kirchensynode: Dominikanerkloster in Frankfurt

Traditioneller Tagungsort der Kirchensynode: Dominikanerkloster in Frankfurt

Hessen-Nassaus Kirchenparlament tagt ab kommenden Donnerstag in Frankfurt. Neben dem Reformpaket ekhn2030 und einer Zeitansage von Kirchenpräsident Volker Jung steht auch eine in Deutschland bisher nicht dagewesene Positionierung einer Synode an.

Vom kommenden Donnerstag (27. April) bis Samstag tritt in Frankfurt am Main die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zu ihrer diesjährigen Frühjahrstagung zusammen. Unter der Leitung von Präses Birgit Pfeiffer berät das mit einem Parlament vergleichbare Kirchengremium im Dominikanerkloster unter anderem über den Reformprozess „ekhn2030“ und den Bericht von Kirchenpräsident Volker Jung zur Lage in Kirche und Gesellschaft. Auf der Agenda steht auch die Zukunft der Jugendbildungsstätte „Kloster Höchst“ im Odenwald sowie der evangelischen Grundschule in Weiten-Gesäß. Zudem will sich die Synode mit einem Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen befassen. Schließlich soll auch ein neuer Propst oder eine neue Pröpstin für den Bereich Oberhessen gewählt werden. Die hessen-nassauische Kirchensynode repräsentiert rund 1,4 Millionen Evangelische in einem Gebiet von Biedenkopf über Mainz bis Neckarsteinach. Das ehrenamtlich arbeitende Gremium umfasst 120 Sitze. Die Debatten werden live im Internet übertragen auf www.ekhn.de.

Kirchenpräsident zu Zeitenwende und Letzter Generation

Auf der Synodentagung will der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung das Motto des bevorstehenden Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg „Jetzt ist die Zeit“ als thematischen Leitfaden für seinen aktuellen Bericht zur Lage in Kirche und Gesellschaft nutzen.  Jung hat angekündigt, zum Beginn der Tagung am Donnerstag auf theologische Erwägungen zum Zeitbegriff ebenso einzugehen wie auf die die politische „Zeitenwende“ und das Thema „Letzte Generation“. 

Synode arbeitet an Reformprozess ekhn2030 weiter

Im Mittelpunkt der kommenden Synode wird die Weiterarbeit am Reformprozess „ekhn2030“ stehen. Unter anderem soll darüber beraten werden, ob das Kloster Höchst (Odenwaldkreis) als Jugendbildungsstätte erhalten werden kann. Insbesondere Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Jugend waren dafür eingetreten, das Haus mit 118 Betten zu behalten. Die Entscheidung wird am kommenden Samstag erwartet. Ebenso zur Debatte steht unter anderem das Ringen um die Trägerschaft der Evangelischen Grundschule in Weiten-Gesäß (Odenwaldkreis). Wegen zuletzt rückläufiger Klassenstärken und sechsstelligem Defizit pro Jahr gibt es den Vorschlag, die Schule 2026 abzugeben. Dagegen hatte es zuletzt öffentliche Proteste gegeben.

Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen

Genau 20 Jahre nach der Einführung von Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare in Hessen-Nassau und fünf Jahre nach dem Leitfaden zum Umgang mit transidenten Menschen „Zum Bilde Gottes geschaffen“ steht am Freitag ein Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen zur Abstimmung.  Trotz des Engagements in den vergangenen Jahren habe auch die EKHN lange Zeit „die Vielfalt der Geschlechter, unterschiedlicher sexueller Orientierungen, Lebensweisen und Familienmodelle nicht geachtet, sondern zu begrenzen versucht“. Im Entwurfstext heißt es weiter: „Als Kirchenleitung und Kirchensynode bitten wir vor Gott und den Menschen dafür um Vergebung. Alle, denen wir damit Unrecht getan haben, bitten wir um Vergebung.“

Neuwahl für die Propstei Oberhessen

Für die Propstei Oberhessen mit ihren rund 300.000 Evangelischen in rund 300 Gemeinden in den Landkreisen Gießen, Vogelsberg und Wetterau wird am Freitag ein neuer Propst oder eine neue Pröpstin gewählt. Für dieses geistliche Leitungsamt kandidieren der Hungener Gemeindepfarrer Marcus Kleinert (53) und die Frankfurter Studierendenpfarrerin Anke Spory (54).

Einsatz für Schutzbedürftige und 70 Jahre Christlich-Jüdischer Dialog

Politisch will sich die Synode für besonders schutzbedürftige Geflohene einsetzen. In einem Resolutionsentwurf werden dabei unter anderem asylsuchende Kinder und Familien, Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verfolgt werden sowie Menschen, die vor oder während der Flucht misshandelt wurden, genannt. Diesen dürfe auch nach der EU-Aufnahmerichtlinie Schutz nicht verwehrt werden.

In einer Feierstunde will die Synode zudem an die Tätigkeit des vor 70 Jahren gegründeten christlich-jüdischen Arbeitskreises „ImDialog“ erinnern. Dessen theologische und dialogische Arbeit hat nach Ansicht vieler Expertinnen und Experten bewirkt, dass Kirche nicht mehr ohne das Judentum als der Religion Jesu gedacht wird. Das hatte 1991 auch zur Ergänzung des Grundartikels der EKHN geführt, die seitdem die bleibende Erwählung der Juden und Gottes Bund mit ihnen bekennt.

Hintergrund zur Synode

Die hessen-nassauische Kirchensynode repräsentiert rund 1,4 Millionen Evangelische in einem Gebiet von Biedenkopf über Mainz bis Neckarsteinach. Die Synode hat derzeit 120 Mitglieder, zwei Drittel davon sind nicht-ordinierte Gemeindemitglieder, ein Drittel Pfarrerinnen und Pfarrer, eine Legislatur dauert sechs Jahre. Die Synode verabschiedet Gesetze, besetzt durch Wahl die wichtigsten Leitungsämter und beschließt den Haushalt. Als das maßgebende Organ der geistlichen und rechtlichen Leitung trifft sie damit alle wichtigen kirchenpolitische Entscheidungen. Fachausschüsse wirken im Gesetzgebungsverfahren mit und bereiten die Entscheidungen vor. Geleitet wird die Synode vom Kirchensynodalvorstand unter dem Vorsitz der ehrenamtlichen Präses Birgit Pfeiffer.

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